Eine Wunderkammer für Träume
«Agglos Traum» nennt sich der siegreiche Beitrag im 2002 entschiedenen Landschaftswettbewerb und setzt den Startschuss zur Entwicklung des Oberhauserriets nördlich der Zürcher Stadtgrenze. Ein künstlicher See lässt Vermarktungsherzen höher schlagen und grosszügiger Erholungsraum schafft Standortattraktivität auf der «teuersten Wiese Europas». Hinter der Stadtkante zur Freizeitnatur entstehen bald erste Wohnhäuser und Menschen sonnenbaden auf Kies unter orangen Schirmen und aufsteigenden Flugzeugen – perfekte Aggloidylle.
Ein Boulevard lädt zum flanieren und bringt Versatzstücke von Stadt, Flugpioniere fungieren als Namensgeber_innen und suggerieren Aufbruchstimmung. Das Gebietsmarketing der Grundeigentümer verbessert Verkaufschancen und Image und die «IG Boulevard» vernetzt die Geschäftstreibenden. Genossenschaften und private Investor_innen bauen Familienwohnungen für Hamiltons und andere Lebewesen. «Life is Grand» kreiert Lieblingsplätze im 4 Sterne Segment und zeigt uns das wahre Leben am «Kameha Lake». Alles gut gemanaged von der Gebietskoordination Glattpark. Ein Quartierverein haucht der Stadt Leben ein, man trifft sich beim «Jazz am See» oder auf dem Oktoberfest.
Doch staunen lässt dies: Seit 2016 entwickelt die Stadtsoziologin Vesna Tomse eine Wunderkammer für den Glattpark. Nachbar_innen, Forschungsinstitute, Künstler_innen und soziale Institutionen bilden Arbeitsgruppen und verwandeln den Park in ein Kreativlabor. «Eine neue Welt im kleinen, die wir uns im Grossen wünschen». Das alles ganz ohne Stadtmarketing, dafür mit viel Engagement und Herzblut, offen für gesellschaftliche Teilhabe. Ein Kuriositätenkabinett, das Stadt schafft. Mach mit!
Claudia Thiesen ist Mitglied der AG Bau und Architektur und befasst sich dort mit dem Thema «Müllarchitektur».