Biodiversität / Genossenschaft / mehr als wohnen / Stadtklima
Die ersten Bewohner*innen des Hobelwerks haben Flügel
Es pfeift, es dröhnt
Vogelgezwitscher oder Bohrlärm? Auf dem Hobelwerk-Areal in Oberwinterthur, auf dem zur Zeit die zweite Überbauung «Hobelwerk» der Genossenschaft mehr als wohnen entsteht, ist hoffentlich bald beides zu hören. Denn auch wenn die Bauarbeiten zügig weitergehen, sollen Tiere wie Mauersegler und Fledermäuse ihre Nischen finden.
Umzug auf der Baustelle
Während auf der Baustelle also Wohnungen für über 400 Menschen entstehen, sollen auch rund 10 Mauersegler-Paare und ein paar Handvoll Fledermäuse heimisch werden. Oder genauer: Heimisch bleiben. Denn es befinden sich bereits seit geraumer Zeit rund ein Dutzend Nistkästen auf dem Areal. Weil diese aber an einem Gebäude angebracht waren, das im Verlauf der Bauarbeiten abgerissen wird, galt es, einen neuen Ort auf dem Areal zu suchen. Es haben also nicht nur die künftigen Bewohner*innen einen Umzug vor sich, sondern auch die Tiere auf dem Areal. Tönt simpel, ist komplex.
Flug- und Koordinierungsakrobatik
Bereits im Herbst 2020 hat sich die Umweltingenieursstudentin Mathujah Manikkan in ihrer Bachelorarbeit «Förderung der Biodiversität auf Entwicklungsarealen – Beispiel Hobelwerk, Oberwinterthur» unter der Betreuung von Sabine Wolf der Standortsuche angenommen. Dabei musste sie im Sinne der Mauersegler zahlreiche Faktoren beachten: Etwa, dass keine Hindernisse wie Bäume in der Anflugschneise stehen, die Temperatur durch Sonneneinstrahlung nicht zu hoch wird oder es genug Platz vor den Kästen für die kunstvolle Landeakrobatik der Mauersegler hat. Daneben musste sie aber auch den strengen Terminplan von Baustelle und Mauersegler koordinieren und die Ansprüche des Bauleiters, der Architekt*innen und schliesslich auch der Genossenschaft unter einen Hut bringen. Wie gesagt: ganz schön komplex.
16 Nistkästen frei
Aus Mathujah Manikkans Bachelorarbeit sind einige konkrete Vorschläge hervorgegangen. Diese haben wir mit dem Vogelexperten Stefan Wassmer vom Natur- und Vogelschutzverein Winterthur-Seen vor Ort diskutiert und schliesslich einen davon auch genauso, wie von Mathujah Manikkan empfohlen, umgesetzt: Termingerecht konnten vor dem 24. April – wenn die Mauersegler aus Afrika zurück erwartet werden – die Nistkästen mittels Hebebühne an die Dachkante der zentralen Hobelwerk-Halle umgehängt werden. Um den Platz vollständig auszunutzen hat Thiesen & Wolf zusätzlich zwei neue Nistkästen sowie vier neue Fledermauskasten gesponsert.
Über 70 Wohnungen frei
Für die Genossenschaft mehr als wohnen sind Biodiversität im Aussenraum ein ebenso wichtiges Thema wie die Umsetzung von Netto-Null, die Weiterentwicklung von neuartigen Wohnformen oder klimagerechte Architektur. Nun sind wir gespannt, ob das Engagement auch bei den Vögeln und Fledermäusen auf Gefallen trifft. Übrigens! Wer es den Vögeln und fliegenden Mäusen gleichtun will: die Vermietungsplattform vom Hobelwerk ist nun offen, man kann sich ab sofort für eine Wohnung bewerben (siehe unten). Claudia Thiesen leitet die Baukomission des Hobelwerks.
Wir danken allen Beteiligten: Mathuja Manikkan für die Erarbeitung der Vorschläge, Stefan Wassmer für die Expertise und Beratung, Andreas Keilhack für die Organsiation auf der Baustelle und Sebastian Wissing für das Umhängen der Nistkästen.
Genossenschaft mehr als wohnen