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Neues Leben für eine alte Dame

La Grande Dame
Es sei eine «alte, weise, liebevolle Dame. Eine Grande Dame mit Charme», sagt man über das Hotel Belmont in Wilderswil. Es vereinen sich Noblesse, Romantik und sogar ein bisschen Grusel in diesem alten Haus aus den 1890er-Jahren. Verlässlich thront es etwas bauchig über dem Brienzersee, ein Haus im Ruhestand, könnte man sagen. Könnte man, man würde sich aber irren. Denn seit vier Jahren wird Madame von neuem Leben erfasst. Die Genossenschaft LEBENSRAUM BELMONT  hat das Hotel gekauft, um ein Familienhaus ergänzt und einen wilden Permakulturgarten darumherum entstehen lassen. Ein Gästehaus ist es bis heute, als solches hat es die Genossenschaft weiter betrieben. Und jetzt wird alles anders. Fast alles.Neue Ideen
Von Anfang an war den Genossenschafter_innen klar, dass dieses Haus mit Leben, Ideen und Harmonie gefüllt werden soll. Mit Menschen, die gemeinsam leben, essen, feiern, wachsen, meditieren, träumen, realisieren. Und tatsächlich: Seit den ersten Zukunftsvisionen zum Zusammenleben ist die Gruppe Interessierter bedeutend gewachsen. Und so kam schliesslich der Punkt, an dem verschiedene Wünsche und Bedürfnisse sich in konkrete Pläne verwandeln sollten. Claudia Thiesen kam ins Spiel. Unter ihrer Führung fanden im Winter 2018 drei Wochenend-Workshops mit Genossenschafter_innen und Interessierten statt, die gemeinsam einen Planungsleitfaden für den Um- und Ausbau des Hotels erarbeiteten. Es wurde wild phantasiert, diskutiert, verworfen, neu gedacht, wieder besonnen und konkretisiert. Bis schliesslich ein klares Bild entstand:

Lebensraum für verschiedene Wohnformen
Künftig sollen verschiedene Formen des Zusammenlebens stattfinden. Von kleinen Wohneinheiten über gemeinschaftlich organisierte Cluster-Wohnungen bis zu pensionsartigen, bescheidenen Nomad_innen-Zimmern für Vogelfreie. Zentraler Treffpunkt für alle Bewohnenden soll eine  Grossküche mit zugehörigen Vorratskeller in der grosszügigen Gemeinschaftsetage im Erdgeschoss werden. Man kocht und isst zusammen, bewirtschaftet Gäste, veranstaltet Events – und schafft so Begegnungsräume die alle, je nach Ausbaustandard des eigenen Privatraumes, mehr oder weniger nutzen. Gemüse und Früchte stammen aus dem Permakulturgarten, wo man nicht nur gärtnert sondern sich auch in versteckte Nischen zurückzieht oder unter der kühlen Pergola austauscht. Ästhetik, Harmonie und einfaches Bauen mit Materialien aus der Gegend, das sind die Leitmotive für den Umbau des Hauses. «So wenig wie möglich, so viel wie nötig» – dieses Credo haben die Genossenschafter_innen festgelegt. Sind auch sie an den Workshops der alten Dame Belmont begegnet? Gewiss, denn «das Wesen des Hauses, der Hotelcharakter», der – so waren sich am Ende alle einig – der soll bleiben. (Salome In-Albon)

Mehr zur Genossenschaft LEBENSRAUM BELMONT auf lebensraumbelmont.ch

Claudia Thiesen führte unterstützt von Salome In-Albon drei Workshops durch, in denen Genossenschaftsmitglieder und Interessierte – nach intensiver Auseinandersetzung mit den Themen «gemeinschaftlich Wohnen» und «einfach bauen» – einen Planungsleitfaden und die zukünftige Projektorganisation erarbeiteten.